Immer mal wieder...
Im Großen und Ganzen habe ich mich damit abgefunden wenig Geld zu haben. Mit 1300Euro netto macht man keine großen Sprünge. Es ist normal, dass Rechnungen liegen bleiben. Der letzte Urlaub war vor 6 Jahren und weil meine Autoreparatur so teuer war, hänge ich seit einem Jahr im Dispo. Heute ist es also mal wieder so weit. Jammern auf hohem Niveau. Ich habe ein Dach über dem Kopf und genug zu essen. Das funktioniert bei mir nicht. Auch wenn ich mich darüber freue und dankbar dafür bin, denn es könnte schlimmer sein. Etwas rumort trotzdem. Ich erinnere mich an das Gedicht von Rilke mit dem Tiger. Zum Leben braucht es mehr als nur essen und ein Dach über dem Kopf. Fragen tauchen auf. Wo muss ich eine Schraube drehen? Wo kann ich optimieren? Begrenzte Mittel sind begrenzter Einfluss. Ist es nicht so, dass ich es so wollte? Hat der Job mich gewählt oder ich den Job? Nicht weil ich dumm bin, sondern weil ich Arbeit innerhalb dieses Systems nicht ertrage. Weil die Strukturen ausbeuten. Weil ich zu sehr mit mir selbst beschäftigt bin. Ist das schon Egoismus? Oder noch Akzeptanz des Inneren? Arbeit gibt mir Struktur. So lebe ich nicht in den Tag hinein. Oder ist das schon Strukturzwang? Wenn ich nicht müsste, wegen Geld, ich würde nicht arbeiten gehen. Nicht in einem Arbeitsverhältnis. Wenn Geld keine Rolle mehr spielen würde… Ja, vielleicht. Aber ich kenne mich. Würde wohl zuerst dem Exzess verfallen. Vielleicht hat mein Jammern auch gar nichts mit Geld oder Arbeit zu tun. Vielmehr ist es eine generelle Unzufriedenheit, die mich packt. Sich versucht fest zu klammern an einem Thema um mir vor zu gaukeln, wenn das nicht wäre, dann… aber so ist es nicht. Denn ich bin nicht mit dem Außen unzufrieden. Sondern mit mir. Denn das Außen kann ich nur begrenzt beeinflussen. Meist garnicht. Aber ich kenne das, es ist immer mal wieder. Das Gefühl im Käfig zu sein. Insasse zu sein. Schreiben hilft. Ermöglicht eine weitere Perspektive. Was geschrieben steht ist kein flüchtiger Gedanke mehr und lädt zu neuen Gedanken ein. Denn jetzt kann man sich über diesen Gedanken selbst Gedanken machen. Es hin und her werfen. Am Ende nehme ich mich selbst nicht mehr so ernst. Denn Gedanken sind auch nur eine Art von Vorstellungen und was der Mensch sich nicht alles vorstellen kann… Also, warum verharre ich in Gedanken, die nicht konstruktiv sind, wo ich doch leben kann? Wo ich doch jetzt hier bin. Schließlich habe ich im Hier und Jetzt Möglichkeiten für das Hier und Jetzt.
